Konzerngeschichte

Die Jahre 1933 bis 1945

Diktatur und Krieg

Die noch junge Mitbestimmung überstand die Machtübernahme der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 nur kurz. Das NS-Regime setzte auf das Führerprinzip und eine straffe Betriebsorganisation, die keinen Raum ließ für demokratische Spielregeln.

Das Frühjahr 1933 brachte in Deutschland dramatische politische Veränderungen – dutzende Länder verloren ihre gewählten Regierungen, tausende Städte ihre Bürgermeister. Ersetzt wurden sie durch NS-Funktionäre oder -Sympathisanten. Ähnliches spielte sich in der Wirtschaft ab, denn überall traten die zuletzt 1931 gewählten Betriebsräte zurück oder wurden dazu gezwungen. Als dann die freien Gewerkschaften am 2. Mai 1933 zerschlagen und anschließend verboten wurden, war die Weimarer Mitbestimmung am Ende.

Zementiert wurde dies Anfang 1934 im „Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit“. Durch das Gesetz trat das Führerprinzip in den Vorgängerunternehmen von Evonik Industries in Kraft und so genannte Vertrauensleute wurden ernannt. Deren Rolle sah folgendermaßen aus: „Der Vertrauensrat hat von sich aus mitzuwirken an der Förderung des Betriebszweckes. Er ist Organ des Betriebes, d. h. der Betriebsgemeinschaft, nicht der Gefolgschaft, im Gegensatz zum früheren Betriebsrat. Er soll also nicht die Gefolgschaft gegenüber dem Führer des Betriebs vertreten, sondern das gegenseitige Vertrauen vertiefen.“

Das Zitat vom 11. Oktober 1936 stammt von Robert Ley, dem Leiter der deutschen Arbeitsfront. Dabei handelte es sich um die größte Massenorganisation im Deutschen Reich, die in einigen Funktionen die verbotenen Gewerkschaften ersetzen sollte. Auf allen Ebenen waren also frühere Mitbestimmungsrechte weggefallen. Dabei hätte es genug Handlungsbedarf gegeben: die Epoche war geprägt von realen Lohnverlusten, verlängerten Arbeitszeiten, stetig zunehmendem Druck am Arbeitsplatz und im Krieg ab 1939 auch von Existenzängsten, Zerstörung und Elend.

All die NS-Propaganda im Spektrum von Massenaufmärschen am 1. Mai, dem „Tag der nationalen Arbeit“ bis zu subtilerer Beeinflussung durch den Werkssport oder Jubilarehrungen im Flaggenschmuck konnte letztlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass es der Masse der Belegschaften schließlich deutlich schlechter ging als in den 1920er Jahren.